Dein Wort ist Wahrheit

Gedanken zum Wort Gottes

Jesus entzweit (Bibellese 2024)

ür dieses Jahr haben wir uns in der Gemeinde vorgenommen, dass NT gemeinsam durchzulesen. Der Leseplan sieht einen Start mit dem Evangelium von Lukas vor.
Dies nehme ich zum Anlass auf dieser Seite wieder aktivieren zu werden und einige Gedanken mit Interessierten zu teilen.
Es ist noch nicht so lange her, da haben wir mit den Hirten gesungen:
„Herrlichkeit [ist] bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, [und] unter den Menschen [Gottes] Wohlgefallen“ (Lk 2,14)! In der einen oder anderen Predigt, wurde Jesaja 9,5 bemüht, um die Ankündigung des Friedensfürsten prophetisch hervorzuheben.
Während der Bibellese bin ich auf den folgenden – gerne überlesenen – Vers gestoßen und würde gerne meine Gedanken dazu mit euch teilen:
„Meint ihr, dass ich gekommen sei, Frieden auf Erden zugeben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung!

Lukas 12,51

Diese Aussage war zu der Zeit, als Jesus wirkte, leider wahr und ist es heute auch noch. Natürlich kann diese Aussage nicht absolut verstanden werden, da die Schrift immer wieder die „Friedensherrschaft“ des Messias betont! Welchen Aspekt meint Jesus hier und inwieweit hilft es uns heute Spannungen in der Familie und Gemeinde zu verstehen?
Der Kern der Aussage, des Abschnitts von Vers 49 bis Vers 53 ist der, dass der Messias auf die Erde gekommen ist, aber das Werk, welches er tut und welches vor ihm liegt nicht die Erwartungen aller Menschen erfüllen wird. Diese Enttäuschung wird sich zu Feindschaft entwickeln.
Es fällt hier auf, dass Jesus als Gegenteil von „Frieden“ hier nicht Krieg, Unfrieden oder Feindschaft verwendet, sondern „Entzweiung“. Paulus verwendet als Opposition für Frieden an einer anderen Stelle die „Unordnung“.
„Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Gemeinden der Heiligen.“

1. Korinther 14,33

Die Formulierung Jesu in Vers 51 („Meint ihr, dass…?“ ) klingt nicht nur rhetorisch, sondern enthält auch einen Unterton, als ob man naiv sein müsste, um Frieden zu erwarten?! Die Botschaft Gottes durch Johannes und den Messias Jesus war „Tut Buße, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!“ (vgl. Mt 3,1;4,17). Es ist eine Aufforderung zur Ausrichtung auf den Schöpfer der Welt, den Erhalter des Universums, aber es bleibt eine Bitte. Es ist kein Zwang, kein Gewaltakt Gottes, der den Menschen zur Umkehr zwingt. Es ist eine Einladung.
Da die Tatsache des Messias, aber eine Entscheidende ist – was jeder halbwegs belehrte Jude wusste – gab es viel Diskussion um die Erkennung des Messias und somit auch die kritischen Analysen der damaligen geistlichen Elite. Sie wollten der Botschaft Jesu und seinem Anspruch der Messias zu sein aufrichtig auf den Grund gehen. Allerdings führte u.a. ihre Selbstgerechtigkeit sie letztendlich zu der Überzeugung, dass er im dämonischen Auftrag handelt. Diese Reaktion könnte diametraler nicht sein. Diese Auffassung führt schlussendlich auch zu den beiden Lagern: die einen glauben, die anderen nicht.
Weil das aber eine folgenreiche Entscheidung ist, führt sie in den engsten gesellschaftlichen Verbindungen zu Spannungen und oft auch zur Trennung („Entzweiung“ ). Eine entzweiende Meinungsverschiedenheit. Es ist hierbei nicht möglich zu sagen: „Du bleibst bei deiner Meinung und ich bei meiner, aber wir machen weiter, wie bisher.“! An dem Messias trennen sich die Wege!
Wohin das bei Jesus und seinen Zeitgenossen geführt hat wissen wir. Leider ist auch die Kirchengeschichte voll von Entzweiung. Zwischen Juden, die Jesus als Messias anerkennen und Juden, die das bis heute nicht tun. Zwischen gläubigen Juden und heidnischen Christen. Zwischen Christen.
Die Frage ist, ob es weitere wie fundamental muss eine biblische Wahrheit sein, dass sie gerechtfertigte Entzweiung bringt, weil es hier keine Grauzone gibt?

Viktor Wiens, Bielefeld