Dein Wort ist Wahrheit

Gedanken zum Wort Gottes

Keine Hingabe ohne Berufung

"Hier bin ich!" - Keine Hingabe ohne Berufung!

Beim Lesen der Geschichte der Patriarchen und Mose ist mir aufgefallen, dass niemand sich von denen selbst Gott als Werkzeug angeboten hat, sondern, dass Gott sie berufen hat!
In der heutigen Christenheit habe ich eher den Eindruck, dass viele sich für die Aufgaben in der Gemeinde selbst berufen… Natürlich erwarten wir keine Offenbarung, wie sie Abraham oder Mose erlebt haben, aber eine "Projektaufgabe" in der Gemeinde macht noch keinen Diener aus!

An dieser Stelle möchte ich die Begebenheiten herausstellen, in denen der Betroffene jeweils "doppelt" gerufen wird (z.B. "Abraham! Abraham!"). Das sind immer besondere Momente. Um Missverständnisse zu vermeiden, werden die Gerufenen gleich doppelt angesprochen.

  1. Abraham - In 1. Mose 22 wird Abrahams Prüfung beschrieben, als Gott ihn aufforderte seinen Sohn zu opfern. In dem Moment als Abraham seine Hand ausstreckte und das Messer fasste, "um seinen Sohn zu schlachten" (2Mo 22,10), ruft der Engel "Abraham! Abraham!" (2Mo 22,11)! Unverzüglich unterbricht Abraham das Opferritual und wendet sich dem Engel zu: "Hier bin ich!". Diese drei Worte sind eine Antwort auf Gottes Ruf! Seine Haltung hat es Gott möglich gemacht, ihm eine wichtige und weitreichende Botschaft mitzuteilen.
  2. Jakob - Auch Jakob erhält eine für ihn wichtige Botschaft, als er sich unsicher fühlt im Bezug auf seine Reise nach Ägypten. Er lebte bereits in dem versprochenen Land und wurde nun von Josef nach Ägypten gerufen. Während er in Beerscheba "dem Gott seines Vaters Isaak" ein Opfer bringt, offenbart sich ihm Gott in der Nacht: "Jakob, Jakob!" (1Mo 46,2). Als nun Jakob dem Ruf mit "Hier bin ich!" antwortete, konnte ihm Gott seinen Zweifel und die Angst im Bezug auf diese Reise nehmen und ihm eine Verheißung für Israel in Ägypten machen.
  3. Mose - Für Mose bedeutete der Ruf Gottes nicht nur ein Trost oder das Überwinden von Angst, sondern Arbeit. Schwere Arbeit! Mose befand sich nunmehr 40 Jahre in der Wüste und diente seinem Schwiegervater als Gott ihn das erste Mal ruft. In 2. Mose 3 lesen wir, dass Mose einen Dornbusch entdeckte, der nicht verbrannte… Er hatte in seiner Zeit als Hirte sicher viele Wüstenbrände gesehen, aber dieser Busch weckte seine Neugier. Als nun Gott sah, dass Mose näherkam, rief er aus dem Dornbusch: "Mose, Mose!". Manchmal werden auch wir durch Unregelmäßigkeiten in unserem Leben in die Nähe Gottes gebracht, von wo aus er mit uns reden kann. In dem Fall von Mose hat Gott einen besonderen Plan, nachdem Mose sich durch das "Hier bin ich!" bereitwillig gezeigt hat. Gerade große Aufgaben in Gottes Werk beginnen mit dem Ruf Gottes und werden nicht als Aufgabe eines Menschen gestellt. Dies sollte uns immer bewusst sein.
  4. Samuel - Als Besonderheit wollte ich hier auch Samuel nicht unerwähnt lassen. Bereits in jungen Jahren begegnet er dem Allerhöchsten und wird durch Eli gelehrt, wie seine rechte Stellung dem HERRN gegenüber ist. Samuel wird - wie viele andere auch - bei Nacht von Gott gerufen. Nachdem er den Ruf mehrfach missversteht und jedes Mal zu Eli geht, wird er für die Begegnung mit Gott bereit gemacht (1Sam 3). Dreimal reagiert Samuel mit "Hier bin ich!" und zeigt damit seine Grundhaltung als Knecht und Diener. Für sein erstes Gespräch mit Gott legt Eli ihm die Worte "Rede [HERR], dein Knecht hört!" (1Sam 3,10) in den Mund und Gott redet. Es ist eine schwere Botschaft für einen so jungen Propheten, dass er am folgenden Tag Eli aus dem Weg geht, um ihm nicht von dem Gericht über ihn und sein Haus erzählen zu müssen (1Sam 3,15). Ja, es sind nicht immer Freudenbotschaften, die es gilt zu verkündigen! Viele prophetischen Aussagen beginnen mit den Worten "Dies ist die Last…". Doch auch dafür braucht Gott Männer und Frauen, die sein unverfälschtes, ewiges Wort verkündigen und nicht weichgespülte Seelenmassagen oder wiedergekaute, ungenießbare Worte, die kein Leben in sich tragen!

  1. Gott ruft auch heute noch Menschen, um ihnen eine besondere Aufgabe oder Botschaft mitzuteilen und erwartet keine großen Vorbereitungskurse oder Überlegungszeit, sondern ein schlichtes "Hier bin ich! Rede, denn dein Knecht hört!"…

Viktor Wiens, Bielefeld