Dein Wort ist Wahrheit

Gedanken zum Wort Gottes

Trankopfer

„Wenn ich aber auch wie ein Trankopfer ausgegossen werden sollte über dem Opfer und dem priesterlichen Dienst eures Glaubens, so bin ich doch froh und freue mich mit euch allen; gleicherweise sollt auch ihr froh sein und euch mit mir freuen!“

Philipper 2,17-18

In diesen Versen verwendet Paulus ein Bild aus dem mosaischen Opfergesetz für seinen Dienst an den Philippern. In welchem Zusammenhang dies geschieht und welche Parallele sich dadurch ergibt soll hier erörtert werden.

In der oberflächlichen Betrachtung wirkt das Trankopfer untergeordnet und wird tatsächlich auch viel seltener erwähnt als die „klassischen“ Brand- und Schlachtopfer, die als Sühnung regelmäßig beschrieben und angewendet werden. Jedoch fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass
jedes Feueropfer (Brand- oder Schlachtopfer) mit einem Speis- und Trankopfer ergänzt worden ist.
„Rede mit den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch zum Wohnsitz geben will, und ihr dem HERRN ein Feueropfer bringen wollt, es sei ein Brandopfer oder Schlachtopfer, um ein besonderes Gelübde zu erfüllen, oder ein freiwilliges Opfer, oder eure Festopfer, die ihr dem HERRN zum lieblichen Geruch darbringt, von Rindern oder von Schafen, so soll der, welcher dem HERRN sein Opfer darbringen will, zugleich als Speisopfer ein Zehntel Feinmehl darbringen, gemengt mit einem Viertel Hin Öl, und als Trankopfer sollst du ein Viertel Hin Wein opfern, zum Brandopfer oder zum Schlachtopfer, bei jedem [geopferten] Schaf.“

4. Mose 15,2-5

Damit ist das Trankopfer, neben dem Speisopfer, ein fester Bestandteil eines jeden Brandopfers. Als Trankopfer ordnet Gott hier durch Mose die Verwendung von Wein an.
Insgesamt hat das Trankopfer einen ergänzenden Charakter und symbolisiert durch den Rotwein das Blut, welches Sühnung wirkte. Das Blut des Messias‘ Jesus Christus ist ein für allemal ausgegossen worden,
„zur Vergebung der Sünden“. Er sagt selbst:
„Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“

Matthäus 26,28

Zu bemerken ist, dass jedes Trankopfer auch von einem Speisopfer begleitet worden ist, welches aus Mehl mit Hin Öl (analog zu Hin Wein) bestand. Neben dem erlösenden Blut fehlt hier auch nicht „der Schatten“ auf den Heiligen Geist.

Was meint Paulus denn nun, wenn er sich selbst mit dem Trankopfer, welches ausgegossen wird, vergleicht?
„Wenn ich aber auch wie ein Trankopfer ausgegossen werden sollte über dem Opfer und dem priesterlichen Dienst eures Glaubens, so bin ich doch froh und freue mich mit euch allen; gleicherweise sollt auch ihr froh sein und euch mit mir freuen!“

Philipper 2,17-18

  1. 1. Was Paulus nicht sagen möchte

Paulus versteht sich hier unter keine Umständen als „das erlösende Blut“. Der Gedanke, den er hier an die Gemeinde in Philippi weitergibt darf nicht als Teil des Erlösungswerkes verstanden werden, sondern als Zeugnis. Das Trankopfer bestätigt das eigentliche Brand- oder Sühnopfer.

  1. 2. Was Paulus sagen möchte

Er formuliert hier ausdrücklich, dass „das Opfer“ und der „priesterliche Dienst eures Glaubens“ im Vordergrund stehen und er als „Trankopfer“ nur eine symbolische Ergänzung wäre, wenn er als ausgegossen werden sollte (was zweifelsohne seine mögliche Exekution zum Ausdruck bringt). Das Opfer ist der „entäußerte“ Messias (2,6-7), der am Kreuz stirbt (2,8). Dieser Gott versöhnt uns mit sich selbst und wirkt in uns sowohl das Wollen als auch das Vollbringen unserer Rettung (2,13).
Die Tatsache, dass Paulus sein Leben hier dem eigentlichen Opfer und dem Dienst der Philipper unterordnet zeigt einmal mehr, dass er sich als Werkzeug versteht und nur eine „dekorative Ergänzung“ als Zeugnis für die Gemeinde und das Umfeld, welches „dieses Trankopfer“ mitverfolgt.

Viktor Wiens, Bielefeld