Dein Wort ist Wahrheit

Gedanken zum Wort Gottes

Gehorsam ist besser als Opfer

Gerade im Vergleich vom ersten Teil der Bibel zum Neuen Testament, werden gerne Samuels belehrende Worte an Saul herangezogen, um die vermeintliche "Höherwertigkeit" von Glauben gegenüber dem buchstäblichen Befolgen von Geboten zu unterstreichen:
„Siehe, Gehorsam ist besser als Schlachtopfer und Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern!“

1. Samuel 15,22b

Die Botschaft Gottes durch Jeremia an Juda liest sich deshalb vielleicht etwas unerwartet:
„(21) So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Bringt nur eure Brandopfer zu euren Schlachtopfern hinzu und esst Fleisch! (22) Denn ich habe zu euren Vätern nichts gesagt und ihnen nichts befohlen in Bezug auf Brandopfer und Schlachtopfer an dem Tag, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte, (23) sondern dieses Wort habe ich ihnen befohlen: Gehorcht meiner Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; und wandelt auf dem ganzen Weg, den ich euch gebieten werde, damit es euch wohlergehe!“

Jeremia 7,21-23

Nachdem die „ganze Nachkommenschaft Ephraims“ (Vers 15) von Gott verworfen worden ist, hat Jeremia die leidvolle Aufgabe, auch dem Südreich den Niedergang vorherzusagen. Bereits in den ersten Kapiteln hat er sehr ausführlich auf die Ursache für anstehende Vernichtung erläutert und den Götzendienst und die Übertretung von Geboten anprangert. In den o.g. Versen geht er jetzt etwas tiefer auf die Ursache der bevorstehenden Auslöschung ein.
Unmissverständlich wird hier der Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes in den Vordergrund gestellt und zwar noch
vor dem Befolgen nachfolgender Opferrituale. Das ist entsprechend der Eingangsthese durchaus nachvollziehbar.
Doch was Gott jetzt durch Jeremia erläutert, ist nicht in erster Linie „nach vorne“, in die neutestamentliche Zeit, gerichtet, sondern geht weit in die Vergangenheit zurück! Denn bevor die Zeremonialgesetze durch Gott gegeben worden sind, hat Gott bereits Gehorsam gegenüber seiner Stimme gefordert... Hier schließt sich der Kreis auch zum „Neuen Bund“. In Hebräer 5,12 impliziert der Autor, dass jedes Kind Gottes zuerst die
„Anfangsgründe der Aussprüche Gottes“ kennen lernen muss, um anschließend geistlich zu reifen. Die Prophezeiung des Jeremia erinnert hier noch einmal an den „Anfang“, die ursprünglichen Beweggründe Gottes. Als Gott den Menschen schuf, wollte er Gehorsam gegenüber seiner Stimme. Als Gott Abraham berief, wollte er nichts außer Glaubensgehorsam. Als Gott Mose aus dem Dornenbusch rief, wollte er Gehorsam. Als er sein auserwähltes Volk aus Ägypten befreite, wollte nur, dass sie seiner Stimme gehorchten.
Auch wir stehen heute in der Gefahr, uns von Gott zu entfernen und
„fremden Göttern“ (Vers 18) zu dienen, obwohl wir augenscheinlich unsere „Opfer“ bringen. Der übrig gebliebene Stamm Juda war so fokussiert auf den Tempel und den dazugehörigen Opferdienst, sodass er die Stummschaltung der Stimme Gottes, die sie vor dem Götzendienst warnte, nicht bemerkt hat... Opferdienst ist kein „Alibidienst“, um Gott milde zustimmen und ihn in allen anderen Bereichen des Lebens ihn zu ignorieren!
Gottes Wort liegt uns heute in schriftlicher Form vor und wird uns durch den Heiligen Geist offenbart, der uns in die göttliche Wahrheit führt. Gott hat uns „aus Ägypten geführt“ und uns ein „fleischernes“ Herz gegeben, sodass wir seinen Willen für uns erkennen dürfen und somit jeden Bereich unseres Lebens unter seine Herrschaft stellen können.
Gott gebe Gnade, dass es nicht auch von uns heißen möge, dass sie „halsstarriger und böser als ihre Väter“ (Vers 26) sind, die durch inkonsequente Nachfolge ein Gericht erwarten müssten!
„Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“

Römer 12,2

Viktor Wiens, Bielefeld